Claudia Volders
Über die Künstlerin
Herkunft, Forschung und Begegnung.
Als ich 14 Jahre alt war, starb mein Vater unerwartet. Ich weiß, dass mir seine künstlerische Leidenschaft eigentlich erst zwei Jahre vor seinem Tod so richtig bewusst wurde. Als er zu Hause war, zog er sich nach dem Abendessen ins Studio zurück. Ich ging zur High School und musste auch jeden Abend lernen. Es hat viel mehr Spaß gemacht, dies im Studio zu tun. Währenddessen beobachtete ich seine Hände bei der Restaurierung alter Statuen und Gemälde. Je länger wir zusammen im Studio waren, desto mehr erlaubte er mir. Ich war stolz darauf, dass mir Verantwortung übertragen wurde. Ich durfte zum Beispiel Schichten abziehen, um die ursprüngliche Farbschicht der Skulptur freizulegen. Ein Prozess, der Millimeter für Millimeter abläuft. Während dieser Mönchsarbeit tauschten wir Gedanken aus. Die Wiege meiner künstlerischen Ideen. Es war undenkbar, dass ich diese Gespräche nie wieder führen würde, als er 1987 starb. Für mich war plötzlich ganz klar: Ich wollte seine Arbeit fortsetzen, „Ich möchte Künstler werden“. Ich gehe selten zu seinem Grab, das sehr nahe ist, aber ich „rede“ trotzdem mit ihm. Ich habe seine Beweggründe für die Kunst fast kopiert und in die Gegenwart übertragen. Von da an machte ich weiter und kann mich völlig autonom nennen. Glücklicherweise konnte ich die traurige Geschichte, meinen Vater in jungen Jahren verloren zu haben, in leidenschaftliche Dankbarkeit umwandeln, dass ich diese Arbeit machen durfte.
Jetzt treibe mich die soziale Interaktion und der Prozess an. Anhand von Themen recherchiere ich Materialien und Symbole, mit denen ich arbeiten werde. Dies können ökologische Materialien wie Löss (eine Art Ton/Sandgemisch), der Zusatz von Blattgold oder spezielle Pigmente oft in Kombination mit Ölfarbe sein. Und häufig sind es historische und wissenschaftliche Symbole, die dem Thema einen Mehrwert geben.
Ich stelle gerne Themen rund um meine Kunst in einen wissenschaftlichen Kontext und diskutiere sie mit Fachleuten wie Historikern, Genealogen (Familienforschern), Philosophen oder Kardiologen. Das untermauert meine Arbeit. Regelmäßig lasse ich von meiner Familie einen Beitrag an den Projekten leisten, denn meine Familie prägt umgekehrt auch mich wesentlich. Auf diese Weise wird der Blick auf das Thema erweitert und ein Prozess geschaffen, der auf eine Annäherung an das Wesentliche abzielt.
Dabei entstehen Skizzen, (Material-)Experimente, Zeichnungen und Gemälde. Sie werden oft als reisendes oder flexibles Ganzes ausgestellt. Ich mache Begegnungen visuell. Ich bin davon überzeugt, dass der gesamte Prozess mehr Wirkung hat als nur die „fertigen“ prächtigen Gemälde.
Bei uns präsentiert 2018 als Ergänzung der Ausstellung “Wunderkammer”
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